Venedig, Gran Teatro La Fenice, Musiktheater ohnegleichen, IOCO Kritik, 23.10.2009

 

 

Venedig / Theater La Fenice © IOCO
Venedig / Theater La Fenice © IOCO

Gran Teatro La Fenice

Gran Teatro La Fenice in Venedig

–  Musiktheater ohnegleichen –

Der  Weg  zu unserer Tosca-Aufführung (siehe separate etwas knappe Tosca-Rezension)  war weit:  Unser Ziel war Venedig und das vielleicht schönste Opernhaus der Welt, das einzigartige  Gran Teatro La Fenice.

Venedig empfing uns nicht wie Könige; Stau auf Autobahn und der Überfahrt nach Venedig. Das dortige Parkhaus hat eigene Gesetze: Aus Platzgründen dürfen Autos nicht verschlossen werden. Unser Hotel in einer verwinkelten Ecke des Stadtteils Dorsoduro (starker Rücken).  Auf dem Weg dorthin: Unzählige Touristen,  den Stadtplan Venedigs dechiffrierend;  dazwischen einige Einheimische,  auf der Flucht vor den  Scharen auskunftssuchender Touristen.

Die Fakten des insularen Venedigs ( nicht der Provinz Venetien) : 18 Inseln, 7 km² Fläche, 4 km vom Festland, 2 km vom Meer entfernt, 350 Brücken ( davon 3 über den Canale Grande ), 200.000 Einwohner und 20 Millionen Besucher im Jahr. Verkehrsmittel: Vaporetti ( Linienboote) , Wassertaxis, Gondeln. Eine Einzelfahrt auf dem Vaporetto kostet inzwischen € 6.50, eine Tageskarte € 16. Empfehlenswert jedoch ist gutes Schuhwerk.  Man erläuft sich Venedig. Meine unter Hohngelächter erworbenen Crocs  bestanden ihre Feuertaufe überraschend mit summa cum laude. Fußmärsche und Warten in Touristenschlangen bestimmen den Lebensalltag in Venedig. Auffällig, wenn in den Kanälen unvermittelt Rudel von vier bis sechs Gondeln auftauchten: Jedes bis zum Sinken überladen mit lachenden, knipsenden, zwitschernden Asiaten. Und von der ersten Gondel tönt schrill die unvermeidbare Canzone. Nicht gesungen, sondern aus einem schrägen Recorder.

Venedig / Canale Grande © IOCO
Venedig / Canale Grande © IOCO

Seit Jahrhunderten wirken die vielen Häuser und Paläste Venedigs  dem sicheren Untergang geweiht.  Markusplatz unter Wasser, das Wasser in den Kanälen verdächtig trübe. Die  auf dem Markusplatz residierenden Tauben:  Man  sollte sie meiden. Die zahllosen Touristen  kümmerts  nicht. Die  ansässigen  Einwohner schon eher. Sie wandern ab. Die Einwohnerzahl Venedigs sankt von 367.000 in 1971 auf 220.000  in 2007.  Und  sie sinkt weiter, mit ca 1%  pro Jahr.  Auch der Anteil der  über 65jährigen in Venedig ist  überproportional hoch.  Aber: Jeder Trend bricht einmal. Warten wir also: Venedig, die Stadt Vivaldis und Wagners wird mit Sicherheit wieder wachsen.

Venedig / Teatro La Fenice2 © IOCO
Venedig / Teatro La Fenice2 © IOCO

Erstes Opernhaus Venedigs direkt am Canale Grande   gelegene  Teatro Sant´Angelo, erbaut 1676, Antonio  Vivaldo  war ab  1726  als  Direktor.  Nachdem das  Sant´Angelo  1773  abbrannte wurde an anderer Stelle 1792 das heutige Gran  Teatro La Fenice  (Fenice = Phönix – Der Sonnenvogel; als  Zeichen der Wiedergeburt)  neu erbaut.  Seinerzeit größtes Musiktheater in Italien fasst  der Theaterneubau  heute für Opernaufführungen 1.022 Sitzplätze, davon nur 326 im Parkett und 696 Plätze in den fünf Rängen des Hauses.  Bühnenöffnung 11 x 13 Meter, Hauptbühne 511 m². Der Theaterraum des La Fenice  verschlägt jedoch den Atem:  Wände und Decken in Gold, Bestuhlung in Rot gehalten. Fünf Ränge, alle in Logen aufgeteilt, in sanftes, pastellfarbenes Blaugrün getaucht, mit bequemen wie beweglichen Stühlen; dreiarmige Leuchter außen an jeder Loge; an der Decke des Theatersaales ein riesiger Lüster aus vergoldetem Messing. Hauptmotiv des Saalschmucks, welcher die Außenseiten der Ränge und den Deckenrand prägt, ist die Papier maché Darstellung eines großen Waldes aus Arkantusblättern; mit 24-karätigem Blattgold ausgeführt und nach althergebrachter Technik mit Achat poliert. Zusätzlich schmücken auf die Außenseiten der Ränge Malereien von Amor-Figuren mit Musikinstrumenten oder beim Spiel. Dazu sind auf dem ersten Rang Poeten und klassische Philosophen abgebildet, auf dem zweiten sechs Allegorien der Geschichte usw. Der Bühnenvorhang besteht aus nichtbrennbarem dunkelgrünen Samt mit einem Dekor von 1.100 Blumen aus vergoldetem Leder. Die auffällige Kaiser-/ Königsloge erstreckt sich über zwei Ränge oberhalb des Mitteleinganges zum Parkett und hat eine bewegte `Dekorationsgeschichte´. Napoleon, Österreich, die italienische Königsfamilie und zuletzt, 1946, die Republik Italien bestanden jeweils auf eigener, höchst aufwendiger Gestaltung dieser Loge: Wappen, Putten, Gemälde und der Marciana-Löwe von Venedig sind Zeuge des geschichtlichen Wandels. Und so erscheint der Theatersaal des Gran Teatro als Gold, Bordeaux und Arkantus kontemplierende Prachtfülle, beschienen von sanftem Beige seiner 2.000 Leuchter. Lassen Sie sich zusätzlich einfangen durch den Charme der Bilder des Gran Teatro La Fenice!   IOCO / Viktor Jarosch / 23.10.2009

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